Ein letztes Mal ... Jever

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Nun war es auch für die „Erwachsenen“ so weit: Einmal noch nach Jever in die sagenumwobene Toni-Gassmann-Sportschule, mit der sich so viele schöne Erinnerungen und mindestens genau so viele Erlebnisse verbinden, die man vielleicht besser verdrängt. Vor dem Hintergrund war es ein wenig schade, dass sich nur ein eingeschworener kleiner Haufen (Gudrun, Nina, Chris, Flexo, Frank, Jan, Kloppi, Martin und Opi) auf den Weg machte, diesen Abschluss einer Ära einen angemessenen Rahmen zu geben. Hat aber auch was für sich: Es gab Einzelzimmer für die weniger menschenverträglichen unter uns. Wie aber würdigt man die letzten Jahrzehnte? Die Glanzpunkte verhaltensauffälliger Kreaturen aus 40 Jahren noch einmal nachspielen oder den ganzen Schuppen in einem Anfall sinnloser Gewalt einfach niederbrennen?

Diese Entscheidung wurde durch die an den Beteiligten nicht spurlos vorbeigegangen Jahre abgenommen: Die schöne Erfolgs-Kreideliste an der Tafel der von jedem persönlich beseitigten Getränke in Bierflaschenform, wies nach dem Wochenende eine Anzahl aus, die früher für einen schwachen Nachmittag gestanden hätte. Bei genauer Betrachtung handelte es sich bei den meisten Strichen zudem um Aufzeichnungen für dubiose Mischgetränke oder ...iiiihhhh... alkoholfreies Bier.

Trotzdem möchte ich den Sieger küren: Kloppi! Verdient ist verdient. Selbst die Gespräche drehten sich dann meist um Themen, welche Magnesiumtabletten man am Besten vorbeugend zu der geplanten sportlichen Ertüchtigung nimmt oder wie die Vor- und Nachteile neuer Augenlaseroperationen für ältere Menschen mit nachlassender Sehkraft zu bewerten sind. Auch nicht sonderlich männlich die Reaktion eines am Rücken lädierten Mitreisenden (zu dem Schutz seiner Persönlichkeitsrechte nenne ich hier nicht den Namen des Blonden) auf das großzügige Auftragen einer Salbe, die ein ganz klein wenig die Durchblutung anregt und die entsprechenden Hautstellen ...ööhhh... erwärmt. Es war also klar bei den Beteiligten: Es bleibt alles gesittet und im Vordergrund stand TT, das Siggi in seiner kompetenten, unterhaltsamen und menschlich aufbauende Art versuchte bei uns zu verbessern. Selbst dem weinerlichen und an den schei... Plastikbällen Verzweifelnden sprach er empathisch Mut zu und der am Boden zerstörte versprach es erst mal weiter zu versuchen. Mehr kann man nicht erwarten. Jens, der offensichtlich von der Angst getrieben wurde wir würden in Jever verhungern, hatte eine Kleinigkeit zum Essen vorbereitet und uns auf die Reise mitgegeben. Lediglich die Zubereitung der Mousse au Chocolat, eigentlich ein unverzichtbarer Standard einer jeden Jever-Fahrt, scheiterte an dem Zusammenbau der Einzelteile mangels geeigneter Gerätschaften. Der Vorschlag, man könne es doch mit einer Gabel versuchen, wurde nach kurzem Zögern verworfen. Haben wir eigentlich Jens und Sony schon einmal angemessen gedankt für das, was sie alles für uns tun? Kann man das überhaupt? DANKE!

An dem schönen Spätsommersamstag wurde eine Trainingseinheit in die Abendstunden verschoben, um die Gelegenheit zu nutzen, „ans Meer“ zu fahren, wie propagiert wurde. Wie haben wir uns so eine Fahrt vorzustellen? Im Auto wird eine Musik gespielt, die viele Fragen aufwirft: Bin ich echt zu alt? Wer „schreibt“ solche Texte und was läuft bei dem schief? Wer hört sich so was an und warum? Und nochmal: Bin ich so alt? Dann Parkplatz suchen, an dem idyllischen Campingplatz mit dem Flair einer Autobahnrastanlage vorbei und Eintritt für das Meer abdrücken. 5 Minuten orientierungslos herumstehen, in 2 Gruppen aufteilen. Gruppe 1 sucht gleich eine Freßbude auf, während Gruppe 2 sich dem Wasser nähert. Füße bei einer kleinen Runde nass gemacht, fest gestellt, dass es doch maifrisch ist und, wie Frank treffend bemerkt, ab Schuhgröße 41 wegen der Wassertiefe, nee Tiefe trifft es ja nicht, ungeeignet zum Schwimmen. Als Alleinstellungsmerkmal versucht er es trotzdem mit ein paar Zügen. Nach weiteren 5 Minuten die Sachen gepackt und den klimatisierten Gourmettempel, bei dem man schon von Ferne ohne Hinweisschild erkennen konnte „Da gibt es Fisch“, mit der Anmutung einer McDonalds-Filiale, für den Rest der Zeit aufgesucht. Die Gruppen tauschten ihre Betätigungsfelder. Ohne große Absprache sich wieder zeitgleich am Parkplatz getroffen...wenn man sich liebt, hat man einfach eine innere Verbindung zueinander.
Kurz die To-Do-Liste durchgehen: Meer gesehen = check; Wasser gespürt = check; Fischbrötchen bei 30 °C gegessen = check (nur bei den Mutigen, die Weicheier essen selbige mit Bratkartoffeln); die „nette“ Toilette aufgesucht = check => Rückfahrt zum Training.

Endlich lassen mal die Zeiger der Uhr deutlich Mitternacht hinter sich und es wird Zeit Mannschaftsinterna der 2ten, mit 4 Mann deutlich größte Gruppe im Trainingslager, zu klären. In einem sehr demokratischen Verfahren, was die Kommunistische Partei Chinas vor Neid erblassen lässt, wurden die Grundsätze festgezurrt und mit Hilfe externer Berater, Chris und Martin, ein Strafenkatalog vorgeschlagen und mit Begeisterung verabschiedet. Sicher waren da auch Sanktionen dabei, die vermuten lassen, dass etwas die Ernsthaftigkeit gelitten hatte. Um schlimmste Auswüchse zu unterbinden einigte man sich, dass Sanktionen, die  Hetzjagden durch das Rotlichtviertel, Massenschlägereien oder eine Nacht in Polizeigewahrsam wahrscheinlich zur Folgen hätten, nur in Ausnahmefällen verhängt werden. In der Regel solle das Gemeinwohl des SVA profitieren. Dann noch ein Kartenspiel gespielt, dessen Regeln sich mir nicht erschließen, aber ich habe auch höchstens mal mit meiner Oma Rommé gespielt, und schon ist es Sonntagmorgen.

Gudrun und Nina haben noch die Kraft für ein Individualtraining bei Siggi, bei dem Rest klingt es ruhiger aus. Kurz entsteht noch Hektik, weil einer der Hallenschlüssel verschwunden ist. Nach stundenlangem Suchen und der Überlegung, ob das Auflösen der Altersvorsorge denn ausreichen würde für den Ersatz der Schließanlage, löste unsere liebe Betreuerin der Sportschule Bianca das Rätsel auf: Sie hatte den Schlüssel gesehen und dahin gelegt, wo er hingehört. Also, wer macht denn so was? Dinge dahin legen, wo der Platz für sie ist? Damit konnte von uns ja nun wirklich keiner rechnen ... Ordnung und so ... da hätten wir noch ewig suchen können.

Dann geht die schöne Jever-Zeit langsam zu Ende, nicht nur diese, sondern für immer. Etwas Wehmut ergreift da das Herz. Irgendwie hatte es immer einen Hauch von Urlaub in der Sportschule zu sein. Die Bedingungen für Sport und Unterbringung waren ideal, man war für sich und konnte frei planen und die schöne Umgebung und das nahe – zugegeben flache – Meer boten Abwechselung.
Alles hat seine Zeit....

Bis denne...
Immer fröhlich bleiben...                       

Euer Buttermaker